Interview: Mit Automatisierung zu höchster Flexibilität und Effizienz
Die Automatisierung von Produktionsprozessen nimmt in Zeiten von Industrie 4.0 einen immer größeren Stellenwert ein – das gilt vor allem auch im Hinblick auf die kundenindividuelle und intelligente Fertigung von Rohren. Damit verbunden sind erhöhte Anforderungen, die sich sowohl auf das eigentliche Rohrbiegen als auch auf alle vor- und nachgelagerten Prozesse auswirken. Der Kölner Rohrbiegemaschinenhersteller Schwarze-Robitec ist durch jahrelange Erfahrung im Bereich der klassischen Automation gut für diese Entwicklung gerüstet. Im Interview beschreibt Schwarze-Robitec-Geschäftsführer Bert Zorn die Vorteile der Automatisierung in der Rohrbearbeitung und nennt die aktuellen Anforderungen.
Herr Zorn, welche Anforderungen stellen Kunden heute an die automatisierte Rohrbearbeitung?
Bert Zorn: Die Bedürfnisse der Kunden sind ganz unterschiedlich. Wir erkennen grundsätzlich zwei typische Einsatzgebiete für die Automatisierung: Bereits seit Jahren etabliert sind automatisierte Rohrbiegeprozesse bei der Großserienfertigung, um möglichst viele gleiche Bauteile in Masse zu fertigen. Aufgrund der immer weiter zunehmenden Teile- und Variantenvielfalt vernehmen wir derzeit aber auch eine steigende Nachfrage nach flexibleren Automatisierungslösungen. Die Unternehmen wollen viele unterschiedliche Teile in sehr kleinen Serien produzieren und dabei trotzdem wirtschaftlich biegen.
Welche Vorteile bietet die Automatisierung?
Bert Zorn: Im Vergleich zur manuellen Fertigung erfolgt das Biegen von Rohren in einer automatisierten Anlage mit einer hohen Wiederholgenauigkeit. Da die Arbeitsschritte autonom und sicher ablaufen, sind die Ergebnisse stets von gleichbleibender Qualität. Ein weiterer Vorteil von flexiblen Automationslösungen ist die Möglichkeit, weitere Bearbeitungsschritte, wie das Zuschneiden oder das Waschen der Rohre, in die Anlagen zu integrieren – und das ohne Zeit zu verlieren: Denn automatisierte Anlagen arbeiten getaktet. Werden weitere automatische Prozessschritte hinzugefügt, wird die Prozesskette zwar länger, doch der Takt bleibt in der Regel gleich.
Inwiefern steht die Automatisierung beim Rohrbiegen im Zusammenhang mit Kostensenkungen?
Bert Zorn: Die Grundvoraussetzung für Kosteneinsparungen ist eine perfekt auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittene Anlage. Dann sorgen die automatisierten Prozesse in der Biegezelle für eine besonders effiziente, fehlerfreie und schnelle Serienfertigung. Und nur dann werden Produktionsabläufe auch wirklich so optimiert, dass sich Kosten einsparen lassen.
Wie können Rohrbiegemaschinenhersteller die Unternehmen hierbei unterstützen?
Bert Zorn: Wir liefern keine standardisierten Anlagen, sondern gehen bei der Entwicklung unserer Rohrbiegezellen gezielt auf die individuellen Anforderungen der Kunden ein. Dabei berücksichtigen wir zahlreiche Einflussfaktoren: Da gibt es unter anderem die Biegeparameter wie beispielsweise unterschiedliche Materialien und Rohrgeometrien. In diesem Bereich sind wir mit unseren Rohrbiegemaschinen seit Jahrzehnten führend. Alle unsere CNC-gesteuerten Rohrbiegemaschinen eignen sich dank intelligenter Schnittstellen für den Einsatz in der automatisierten Produktion. Sie sind zu vollautomatischen Biegezellen ausbaubar, unabhängig davon, ob der Kunde Einzelteile fertigt oder hohe Stückzahlen. Aufgrund unserer großen Entwicklungs- und Beratungskompetenz haben wir in diesem Bereich – gleich einem Generalunternehmer – bereits zahlreiche Projekte umgesetzt und gesteuert. Wir übernehmen die Gesamtverantwortung für den Automatisierungsprozess.
Was bedeutet das konkret?
Bert Zorn: Bei der vollautomatischen Rohrbearbeitung stehen neben dem eigentlichen Biegeprozess vor allem auch die vor- und nachgeschalteten Arbeitsschritte im Fokus. Zahlreiche Arbeitsvorgänge, wie das Reinigen, Konfektionieren, Endenumformen und Vermessen, können wir in die Rohrbiegezelle integrieren. Wir übernehmen auch das Einbinden aller Handlinggeräte, wie beispielsweise von Robotern und zusätzlichen Systemen zur Rohrzuführung und -entnahme. Je komplexer das System, desto höher sind aber auch die Anforderungen an das Handling, die Steuerung sowie an Netzwerk- und Peripherieanbindungen. Unsere Anlagen können wir problemlos in bestehende Produktionsketten einbinden und mit Firmennetzwerken verknüpfen. Mit solchen und weiteren Herausforderungen der unterschiedlichen Branchen muss man als Automatisierungspartner natürlich vertraut sein, um das nötige Know-how bieten zu können. So erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden die richtige Lösung für eine optimale und zuverlässige Produktion. Wir stehen während der gesamten Projektdauer beratend zur Seite und bieten darüber hinaus einen umfassenden Service im Hinblick auf die Erstellung von Sicherheitskonzepten, Wartung und Ersatzteilbeschaffung.